Wortschatz

Einen Unfall bauen

Der Wortschatz ist das zentrale Mittel, um sprachlich handeln zu können. Viele Kinder können den Alltag nach 1 - 2 Jahren Deutschunterricht gut bewältigen,, schliesslich verstehen wir alle auch grammatikalisch falsche Sätze, z. B. "Ich gestern Zoo gegangt". Die Ansprüche in der Schule und damit die Schwierigkeiten der Kinder werden aber immer grösser. 

Mit meinen 4.-Klässlern übe ich die unregelmässigen Verben: "treffen - wir treffen - wir trafen - wir haben getrifft". "Achtung! Es heisst wir haben getroffen - gedriftet meint etwas anderes." - "Was heisst gedriftet?" - "Er schaut aufs Handy, dabei driftet er immer mehr nach rechts und baut einen Unfall" - "Ha, ha! Frau Evelyn, sie haben gesagt, er baut einen Unfall! Das geht doch gar nicht, einen Unfall kann man nicht bauen!" 


Und wieder einmal merke ich, wie schwer die deutsche Sprache ist und dass ich immer wieder Redewendungen voraussetze, die die Kinder gar nicht kennen! 

Dabei habe ich es selbst schon so oft erwähnt: Um in alltäglichen Situationen bestehen zu können, brauchen wir in einer Fremdsprache einen Verstehenswortschatz (passiv) von 8000 Wörtern und einen Gebrauchswortschatz (aktiv) von 2000 Wörtern. 

Die Kinder können pro Lektion 10 neue Wörter lernen, ältere, sprachbegabte Kinder schaffen bis zu 20 Wörtern. Die Kinder müssen die neuen Wörter 10 - 15 mal hören, damit sie sie wieder erkennen, sie müssen die Wörter etwa 20 mal gehört haben, um ihnen eine Bedeutung zuordnen zu können und sie können die Wörter erst nachdem sie sie 50 mal gehört haben, auch selbst gebrauchen. 

Es reicht aber nicht, die Wörter während einer Lektion 50 mal zu wiederholen, diese Wiederholungen müssen sich über einen längeren Zeitraum, am besten täglich über 20 - 30 Tagen erstrecken. 


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