Das Spiel

Das Spiel


Durch das Spiel lernen die Kinder die Welt kennen, sie entdecken physikalische Gesetze, sie entwickeln geistige Fähigkeiten und trainieren ihren Körper.

Wenn ein Kind etwas Neues entdeckt und mit vollem Engagement und Eifer ausprobiert hat, erlebt es sich als aktiv und wirksam. Lernen heisst für das Kind spielen.

Spielen ist lernen - lernen ist spielen


Im Spiel wiederholt das Kind seine täglichen Erlebnisse, es spiegelt seine Eltern und andere Bezugspersonen, es erzählt Geschichten, es entdeckt Gesetzmässigkeiten und Regeln, es setzt seine Träume und Ideen um. Das Spiel hilft dem Kind, sich motorisch und geistig zu entwickeln. Das Spiel lebt von der Handlung, wohin die Handlung führt ist unwichtig. 


Durch das Spiel lernen die Kinder ihre Sinne kennen, sie sammeln Erfahrungen und üben gewisse Handlungen und Tätigkeiten immer wieder, bis sie sie perfekt beherrschen.  Ein Kind kann sich alle zwei Minuten für etwas begeistern, noch baut es begeistert an seinem Turm, schon stürzt es sich voller Begeisterung auf die Farbstifte – das Kind spielt.

Doch dafür brauchen die Kinder Erwachsene, die ihnen helfen und die ihnen interessantes Material zum Spielen zur Verfügung stellen. Professor Hüther sagte es in einem Vortrag sehr schön: „Kinder wollen Aufgaben finden, an denen sie wachsen können. Weil kleine Kinder noch nicht wissen, wie solche Aufgaben aussehen, brauchen sie Vorbilder, Erwachsene, die diese Verantwortung wahrnehmen und ihnen den Weg zeigen.“


Damit wir für die Kinder ein Vorbild sein können, müssen wir mit den Kindern Beziehungen eingehen, sie schätzen und achten. Könnten Kinder wählen, würden sie am liebsten den ganzen Tag mit Erwachsenen spielen, denn bei diesem Spiel würden sie am meisten lernen. 

Abhängig vom Lebensumfeld in dem die Kinder aufwachsen, werden sie die unterschied-lichsten Erfahrungen machen. André Stern erklärte in seinem Vortrag „Mit Begeisterung lernen“, dass wir alle mit einem unendlichen Potenzial auf die Welt kommen. Das muss so sein, da unsere Gene ja nicht wissen, wo wir auf die Welt kommen werden. Unter Umständen ist es überlebenswichtig, dass wir im Urwald 50 verschiedene Grüntöne unterscheiden können, wir könnten es lernen. 
 

Oft steht den Kindern nur wenig Platz zur Verfügung, in der näheren Umgebung wohnen keine gleichaltrigen Spielgefährten oder die Wohnung lässt keine Farb-, Knet- oder Lehmexperimente zu, ein solches Lebensumfeld ermöglicht den Kinder nur noch beschränkte Erfahrungen.

Tablet oder Smartphone als Spielzeugersatz?


Eine einfache, naheliegende Lösung scheint ein (Kinder)Tablet, ein Smartphone zu sein; schon für Zwei-jährige gibt es unzählige Apps: Sprache, Puzzle, Zeichnen, Spiele, Lernprogramme etc. Es ist stets zur Hand, braucht wenig Platz, ist unendlich geduldig und schnell weggeräumt! Doch Vorsicht - der Schein trügt!

Das Kind kann wohl auf dem Bildschirm malen und den Finger in die rote Farbe „tauchen“. Aber es weiss jetzt nicht, wie sich die Farbe wirklich anfühlt. Ist sie kalt, ein wenig 
klebrig, rau. Der Touchscreen vermittelt keine unterschied-
lichen Sinneseindrücke, er ist immer gleich glatt und kühl. 

Tippe ich mit dem Finger auf ein Feld der Malvorlage, füllt sich dieses automatisch mit der ausge-wählten Farbe, ich muss nicht auf die Begrenzungen des Feldes achten und aufpassen, nicht darüber hinaus zu malen. Wähle ich eine andere Farbe aus und tippe damit auf das gleiche Feld wie 
zuvor, füllt sich das Feld mit der neuen Farbe. Papier und 
richtige Farbe reagieren aber ganz anders, die Farben 
vermischen sich. 

Auf dem Smartphone, dem Tablet fahre ich mit meinem Puzzleteil über den Touchscreen, wenn ich Glück habe, treffe ich die passende Lücke, wenn nicht, hüpft das Puzzleteil zurück an den Ausgangsort – für ein junges Kind (kurzfristig) eine faszinierende Angeleg-enheit, es lernt, dass es mit seinem Finger etwas bewegen kann. Das Erfolgserlebnis, ein Puzzleteil aus Holz richtig in ein anderes gelegt zu haben, den Ärger, wenn es nicht passt, kann das Tablet nicht vermitteln und so fehlt den Kindern, diese wichtige Erfahrung, die ihnen ein gutes Selbstwertgefühl vermittelt und ihnen die Möglichkeiten und Grenzen des Materials aufzeigt. 

Die Geschichten-App wiederholt geduldig ihre Geschichte, immer und immer wieder, so wie es Kinder lieben. Aber die App merkt nicht, wenn das Kind etwas nicht versteht, sie beant-wortet keine Fragen, sie nimmt das Kind nicht in den Arm, um es in gefährlichen Situationen zu beschützen oder zu trösten. 

Sprachentwicklungsstörungen dank Smartphone und Co. 


Beim deutschen Jugendmedizinkongress im März haben Ärzte Alarm geschlagen. Denn die erste Auswertung der BLIKK-Medien-Studie legt nahe, dass die Mediennutzung von Kindern starken Einfluss auf weitere Lebensbereiche hat. BLIKK steht für "Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz und Kommunikation", und im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden in 84 Arztpraxen insgesamt 5650 Patienten bis 14 Jahre befragt. Die Ärzte berichten unter anderem folgendes.

  • Nutzt die Mutter, während sie ihren Säugling betreut, parallel digitale Medien, hat das Kind eher Fütter- und Einschlafstörungen.
  • 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter nutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich.
  • Kinder unter sechs Jahren, die intensiv digitale Medien nutzen, haben häufiger Störungen bei der Sprachentwicklung, sind eher hyperaktiv oder können sich schlechter konzentrieren.
  • Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 13 Jahren, die täglich mehr als eine Stunde digitale Medien nutzen, leiden häufiger unter Konzentrationsschwäche oder sind hyperaktiv. Sie konsumieren mehr süße Getränke und Süßigkeiten und haben eher Übergewicht.
  • Sowohl jüngere als auch ältere Kinder mit hohem Medienkonsum sind eher unruhig und schnell ablenkbar.

Quelle: Spiegel Online 29.5.2017

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